Master Degree Exhibition Punkt. Komma― February 2018 University of Applied Since Bielefeld, Germany

Meine Arbeitsweise könnte durch und durch dem aus dem alten Griechenland stammenden apollinischen Prinzip (die Schönheit des Seins und der Kunst) zugeordnet werden. Um sich weiterzuentwickeln, Spannung zu erzeugen und zu wachsen braucht die apollinische Kunst Nietzsche zufolge aber einen Gegenspieler, an dem sie sich messen und immer wieder erneuern kann. Das Prinzip vom Schaffen (Apollinisches Prinzip) müsste demzufolge auf das Prinzip der Zerstörung (Dionysisches Prinzip) stoßen, um als Kunst zu gelten. Die Menschen brauchen heute wie damals ein Gegengewicht im Leben, welches nicht nur aus dem apollinischen Dasein, sondern zu einem großen Teil aus Schlachten und Feiern besteht. Sie rechtfertigten diesen Lebensstil, indem sie kreativ wurden und eine ganze Riege an Göttern schufen, die alles andere als perfekt waren, einem wilden Dasein frönten und aufgrund ihrer Unsterblichkeit auch nichts zu verlieren hatten. Die Menschen pflegten ihr wildes Treiben auf bestimmt Tagen (Feiertage etc.) zu legen, indem sie die Götter als Vorbilder nahmen. Insbesondere der Gott Dionysos, Gott des Weines und der Feste, der als Mensch geboren und wegen seiner einzigartigen Feste auf den Olymp berufen und zum Gott erhoben wurde, und vielleicht auch auf Grund dessen eine zerstörerische Wirkung auf das Individuum hatte, war für dieses bunte Treiben zuständig. Dionysos, ein Gott, der ein Gegengewicht zu Apollo, dem Gott der Schönheit des Seins und der Kunst, darstellte. Dieser Gegensatz ist es, der zu einem stetigen Kräftemessen führt und so zu immer neuen Höchstleistungen animiert.

J. G. Fichte vertrat in seiner spekulativen Philosophie die Ansicht, die Realität der Außenwelt sei Schöpfung der Spontanität des Ich. So müsste mensch davon ausgehen, dass alle Materie, alles Denken oder jegliche Gegebenheit mithilfe des subjektiven Verstandes ergründet und verändert werden kann. Demzufolge muss der/die RezipientIn nicht bei der bloßen Betrachtung des Werkes verbleiben, er/sie kann aktiv eingreifen, sich das Werk zu eigen machen, es umhängen und neu zusammensetzen, um einen gänzlich neuen Blick zu erfahren.
